Wir alle sind in verschiedener Hinsicht und in verschiedenem Grade mit dem Land verbunden. Millionen Menschen leben auf oder vom Land. Und dieser ewige Bund zwischen Mensch und Erde hat lange Traditionen und blickt auf jahrhundertealte Geschichte zurück. Gerade im Herbst, am Ende der Erntezeit begeht man in zahlreichen Gemeinden Deutschlands, aber auch in vielen anderen Ländern auf der Welt das Erntedankfest. Der Ursprung dieses Festes liegt weit zurück, noch in der vorchristlichen Zeit und geht vermutlich auf ein römisches Brauchtum zurück. Offiziell wird das Erntedankfest seit dem 3.Jahrhundert n.Chr. gefeiert.
Das ist fast überall ein feierlicher Höhepunkt in der sonst tristen Herbstzeit. Am ersten Sonntag im Oktober wird an vielen katholischen Orten in Deutschland das Erntedankfest zelebriert. In den evangelischen Gemeinden sogar früher, noch Ende September.
Eigentlich hat das Erntedankfest einen weltlichen und einen religiösen Charakter, wobei in vielen Fällen der weltliche überwiegt. An diesem Feiertag bringt man seine Freude über die erfolgreiche Ernte zum Ausdruck. Das ist der weltliche Sinn des Festes. Die Gläubigen wenden sich an diesem Festtag an Gott und danken ihm für die reichen Ernteerträge. In den Kirchen findet ein gemeinsamer Gottesdienst statt, der Kirchraum wird entsprechend festlich geschmückt mit Körben voller Früchte und andere landwirtschaftliche Produkte. Man dekoriert ebenfalls die Häuser und zeigt, wie reich die Ernte war und dass man dankbar dafür ist. Damit zeigt man ebenso, dass das tägliche Brot nicht leicht erarbeitet wird, sondern immer harte Arbeit dahinter steht.
Genauso wie bei anderen Volksfesten werden auch am Erntedankfest alte Traditionen weiter gepflegt. An diesem Tag wird gewöhnlich eine Erntekrone aus Ähren geflochten und mit Feldfrüchten geschmückt. Sie wird an die Altarwand gebracht und damit bedankt man sich bei Gott für die Erde und ihre Früchte, für die Fülle von Nahrungsmitteln, die man hat. Einem alten Brauch zufolge bastelt man aus den letzten Strohgarben eine Erntepuppe, die als Opfergabe aufs Feld gebracht wird und dort bleibt. In einigen Regionen verbrennt man diese Erntepuppe auf dem Feld als eine Opfergabe an Gott.
Nach dem Gottesdient beginnt die Feier! Eine feierliche Prozession zieht durch das Dorf, auf einem Holzwagen werden viele Gaben der Erde aufgeladen und es gibt viel Musik und einen festlichen Reigen. Man zelebriert das Erntedankfest mit Festmahl und Tänzen. In vielen ländlichen Gegenden organisiert man Jahrmärkte, wo man seine reiche Ernteproduktion zur Schau stellt, eigentlich nur einen Teil davon!
Es ist wohl bekannt, die Ethnologen erforschen die Feste und Bräuche in verschiedenen Kulturen und in verschiedenen Ländern und vergleichen diese. Sie haben nämlich festgestellt, dass zwischen unserem Erntedankfest und ähnlichen Festtagen anderer Nationen viele Gemeinsamkeiten bestehen. Zum Beispiel kommt das Erntedankfest dem amerikanischen Thanksgiving Day nicht gleich, aber in vielen Punkten jedoch ähnlich. In den USA ist dieses Fest ein gesetzlicher Feiertag und wird am vierten Donnerstag im November begangen. Thanksgiving Day hat keinen religiösen, sondern einen familiären Charakter. An diesem Feiertag kommt die Familie zusammen, es wird reichlich gegessen und am Tisch geplaudert. Die traditionellen amerikanischen Gerichte an diesem Tag sind gefüllter Truthahn mit Süßkartoffeln und Selerie. Man bereitet unbedingt einen Kürbis-oder Apfelkuchen zu.
Eins steht aber fest: genauso wie am Erntedankfest so auch am Thanksgiving Day bedanken sich die Menschen für die reiche Auswahl an Produkten, die sie heutzutage haben und verbringen gern den Feiertag zusammen mit Familie und Freunden.