Britisch zu Hause einzurichten ist Synonym von plüschig, städtisch, elegant, extravagant oder sogar kühl. In solchen Interieurs vermischen sich auf eine einzigartige Weise Rationalität, Tradition und Moderne, Üppiges und Minimalistisches.
Stilvoll zu wohnen, bedeutet für den vornehmen Londoner, eine Atmosphäre um sich zu schaffen, die den Anschein geerbten Mobiliars erweckt. Die Sammelleidenschaft der Briten trägt oft exzentrische Blüten. Flohmärkte, Antiquitätenmärkte und Auktionshäuser stillen den Hunger nach Ungewöhnlichem. Altes und Neues vermischen sich dabei auf eine ganz geschickte Art und Weise. Möbel aus allen Epochen von gregorianisch über viktorianisch bis edwardinisch werden zwanglos nebeneinander gestellt, um durch diesen Stilbruch bewusst den Anschein eines geerbten Familienbesitzes zu erwecken und das lieb gewordene alte Möbelstück in den Mittelpunkt der Einrichtung zu stellen. Sogar werden die neueren Möbel nicht geschont, um möglichst schnell ein „antikes“ Stück zu besitzen.
Mutige Farbzusammenstellungen, Mixturen und ein Konglomerat von verschiedenen Möbelstilen entsprechen dem urbritischen Hang zum geerbten Look. Neben Möbelstücken aus verschiedenen Epochen bieten die Londoner Märkte und Trödelmärkte auch Kunst, Kitsch und dekorative Gegenstände. Diese werden in kleinen, harmonisch dekorierten Wohnwelten ins rechte Licht gestellt, etwa auf einem Beistelltisch, einem Wandregal oder rund um den Kamin.
Noch kniffliger wird es bei der Wohngestaltung, wenn zu der extravaganten Möbelsammlung noch das Mustermix aus Tapeten, Gardinen, Bezügen und Teppichen hinzukommt. Britisch einrichten verlangt viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen, denn es gibt keine klaren Regeln nach Farb- und Dekoschemata. Oft spielt der Zufall bei der Kombination von Mustern, Farben und Materialien mit. Doch nimmt manchmal eine einfarbige Großfläche die Farbe eines Musters auf. Oder große Möbelstücke mit kleinen Dekorelementen kombiniert. So entsteht meistens ein harmonisches Gesamtbild. Je stärker sich die Muster unterscheiden, desto leichter fällt ihre Zusammenstellung.
Das scheinbare Chaos hat jedoch eine innere Ordnung, deshalb sehen selbst auf den ersten Blick überladend wirkende Räume selten disharmonisch aus. Symmetrie heißt das Zauberwort, nach dem sich in der Wohnraumgestaltung meist alles richtet. Selbst im Detail setzt sich dieser Wunsch nach Symmetrie fort, sodass Kerzenleuchter, Bilderrahmen, Vasen und Figuren bevorzugt im Paar gekauft werden.
In jedem traditionellen, britischen Wohnzimmer gehört neben einem Sofa, neben Tischen und Bänken in unterschiedlichen Höhen auch ein Ohrensessel. Oft verfügen die Möbeln über kleine Rollen, sodass sie leicht verschoben werden können. In so einem Ohrensessel genießt man das helle Licht tagsüber am Fenster platziert und abends die Wärme des Feuers vor dem Kamin. Mit einer Tasse duftender Tee – ganz auf britisch.